"Da müssen Kirchen auch politisch sein!"
so wird Bernhard Waltner, kath. Stadtpfarrer, in der AZ zitiert.
Redet miteinander und lasst euch nicht kriegen von Parolen und scheinbar einfachen Lösungen, die gar keine sind......
mahnt Pfarrerin Ulrike Butz (vollständiger Text weiter unten)
Hier der Link zu "Wir sind Kaufbeuren" zur Veranstaltung in Neugablonz
Die beiden Artikel der AZ vom Montag, 2. Oktober zur Veranstaltung in Neugablonz lesen sie hier.
„Gemeinsam gegen Rechts“ in Neugablonz am 30. September 2023
Fragen und Antworten an Pfarrerin Ulrike Butz bei "machs ock gutt - Neugablonz"
Frage: Wir lesen aktuell Parolen wie: „Migranten raus schafft Wohnraum“. In der Bibel finden wir aber Aussagen wie: „Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem andern zu“oder Sätze wie: „Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst“. Was sagen Sie als Seelsorgerin dazu?
Pfrin. Ulrike Butz: Als Seelsorgerin kann ich darauf ganz schwer antworten, weil ich da Verständnis aufbringen müsste. Das kann ich aber für derartige Parolen nicht. Denn sie werfen Probleme in einen Topf, die nichts miteinander zu tun haben und vor allem aber spielen sie Menschen gegeneinander aus und tun so, als könnten die einen nur ohne die anderen leben. Und das ist unerträglich.
Als Pfarrerin kann ich darauf antworten. Sie haben selbst schon die Nächstenliebe angesprochen. Nächstenliebe klingt abstrakt. Aber es ist ein Beziehungsbegriff. Im ursprünglichen Sinn sagt dieser Satz aus der Bibel: Liebe deinen Nächsten, er ist wie du. Das heißt: Du und der andere – ihr seid euch gleich. Und ihr habt die Aufgabe miteinander zu leben, so dass ihr gut leben könnt. Beide. Da ist keiner mehr wert als der andere. Nächstenliebe ist also eine Größe, die sehen hilft: Das was ich brauche und was der andere braucht. Und sie hilft noch etwas ganz deutlich sehen: Dass der, der solche Parolen ausgibt, nichts Christliches im Sinn hat. Ganz im Gegenteil.
Nachfrage: Die sog. „goldene Regel“(„Was Du nicht willst...“) findet sich in fast allen Weltreligionen und philosophischen Anschauungen. Was antworten Sie jemandem, der fordert: „Wer bei uns lebt, hat sich auch unseren Sitten und Gebräuchen anzupassen!“
Pfrin. Ulrike Butz: Das kommt darauf an, wie ich diese Forderung höre. Höre ich sie als Seelsorgerin, dann höre ich jemand, der Angst hat. Eine Angst für die ich Verständnis haben kann, dass Vertrautes verloren geht, dass Fremdes überhand nehmen könnte. Oder ich höre sie als Ethikerin. Dann steckt da die Frage dahinter: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Was sind denn diese Sitten und Gebräuche? Oder meinen wir damit das, was uns grundlegend zusammenhält? Das sind unterschiedliche Anliegen, die also dahinter stecken können und die unterschiedliche Antworten brauchen.
Aber in beiden Fällen ist eines nötig: Dass wir miteinander darüber reden. Christlichkeit oder das sogenannte christliche Abendland beginnt nicht mit religiösen Festen oder Bräuchen. Es beginnt in unserem Zusammenleben. Wie wir miteinander und mit unseren Ängsten umgehen. Aber dafür müssen wir miteinander reden. Nicht übereinander und nicht gegeneinander. Miteinander - alles andere wird unchristlich.
Insofern: Seid kommunikativ!
Redet miteinander und lasst euch nicht kriegen von Parolen und scheinbar einfachen Lösungen, die gar keine sind.
Redet miteinander und geht dabei so miteinander um, wie ihr wollt, dass mit euch umgegangen wird